Kanu- Reise um die Insel Cres in Kroatien
Blauwasser
vom 28.08.2011 bis 10.09.2011 mit Stefan Meuwly, Sigrid Mayer, Heinz Jäschke, Andrea Czimmeck und Hunden Ivo und Pepe.
In Schützing bei schönstem Sonnenschein werden auf Stefans Auto Kanu „Tane Motu“ aufgeladen, Paddel, Gepäck und wir drei Reisenden innen verstaut. Und los geht die Reise durch die Alpen, am Moloch Trieste vorbei, durch slowenisches Hügelland nach Kroatien. Ivo hat den besten Aussichtsplatz oben auf den Vorratskisten und passt auf, dass Stefan auch die richtige Richtung in sein Herkunftsland einschlägt.
Im Dunkeln am Fährhafen angekommen, entscheiden wir erst am Morgen nach Cres überzusetzen, der Morgensonne und der Insel entgegen. Also, im Wohnwagen am Straßenrand übernachtet, wo nachts einige weitere Cres- Urlauber anlanden.
Noch vor 7 Uhr über sonnenbeleuchtetes Wasser gleitend, bringt das Schiff uns zu dem Ort, den wir die nächsten 13 Tage umpaddeln werden. Vom Hafen über den Kamm, durch einen stimmungsvollen, mediterranen Eichenwald fahren wir auf die Nordostseite. Beli, ein das Meer überblickendes, historisches kleines Bergdorf, mit Strandcampingplatz. Dieser stellt sich als völlig überlastet heraus und wir sind froh, dass wir bereits am nächsten Tag auf dem Wasser und in schönen Buchten sein werden.
Die drei aus Dresden tauchen auch bald auf. So kann „Tane Motu“ zusammengesetzt und die erste Kennenlern- Tour gepaddelt werden. Alles läuft ganz gut an, nur wird schnell deutlich, wir müssen alle unser Gepäck nochmals reduzieren. Tja, was ist es im eigenen Gepäck, was noch entbehrt werden kann?!
Sonntag früh wird das Kanu beladen und bei etwas heftiger Brise geht es los. Unter bewundernden Blicken einiger Anwesender müssen wir kräftig in die Paddel greifen, um den Wellengang zu durch teilen. Der Wind ist zu stark, die Ama liegt zu hoch, durch das gesamte Gewicht im Kanu. Und so legen wir, aus Sicherheitsgründen, um den ersten Felsen herum wieder an. Verbringen dort einige Stunden, bis der Wind und so auch die übereinander rollenden Wellen weniger werden. Nach ca. einer Stunde landen wir in einer einsamen, felsüberhangenen Bucht. Das Gepäck wird entladen, das Kanu an Land gehoben und Plätze für die Nacht vorbereitet.
Irgendwann in der Dunkelheit gleißende Helligkeit vom Wasser her. Ich befürchte, es sei die Wasserpolizei, die uns wegschicken wird. Aber nein, oh Glück für uns, aber nicht für die Fische, es ist ein Fischerfrachter, der mit grellem Licht Massen fangen will. Einige Tage später in Osor am Kanal sehen wir, wie winzig die Fische sind, die die Fischer nur noch fangen können. Eindeutig überfischt das Meer. Auch Heinz macht die bittere Erfahrung, denn er ist manches Mal mit der Neptun- Gabel an unseren Raststränden unterwegs, um Kraken o.a. zu fangen. Das Meer ist zu leer, um erfolgreich sein zu können.
Vorbereitet waren wir hervorragend durch Stefans Routenplanung, indem er sich über Google Earth Buchten angesehen und sie entsprechend als Rast- und Übernachtungsplätze in eine Karte eingetragen hatte. Ca. alle 20-25 km einen Übernachtungsplatz ausgesucht. Dank seiner Vorplanung, des vorwiegend sonnenscheinenden und windarmen Wetters, erlebten wir eine überschaubare, Extreme freie und doch herausfordernde Auslegerkanu-Reise. Für die fehlenden Schattenbäume in dieser Gegend, hatten Heinz und Andrea eine Zeltplane mitgebracht, für wertvollen Sonnen- und Windschutz.
Am zweiten Tag beschwerte Stefan die Ama etwas und verringerte so die Gefahr des Kenterns. Es ist immer noch etwas unruhig das Meer. Um die Nordküste herum paddelnd, erleben wir die Westküste mit stillem Wasserspiegel. So kommen wir so weit, wie es Stefan für den zweiten Tag geplant hatte. Durch das ungewohnt lange Sitzen machen sich die Sitzbeinknochen bemerkbar. Dieses und manch anderes Unangenehmes gerät jedoch durch die Freude am gemeinsamen Paddeln sehr schnell in Vergessenheit.
Die Landschaft ist felsiger Kalkstein, oft scharfkantig. Die Erde ist rostrot, bewachsen vorwiegend mit dorniger Macchia, die nicht einlädt zum durchstreifen. Thymian, blaue Anemonen, Nelken und andere Polsterstauden der Kalksteinlandschaft. Ab und an stehen Rehe direkt am Meer. Sie wurden, wie auch Wildschweine von Jägern auf der Insel angesiedelt und verdrängen die Schafe. Ein ökologisch ungünstiger Eingriff in die Existenz- Grundlage der Inselbewohner, wie zu lesen ist.
Vorwiegend musste das Kanu beim Anlanden entladen und an Land getragen werden. Doch gab es auch Buchten, wo es mit den Seilen vorne und hinten an Felsen angebunden wurde, mit Knoten, die wir alle kennen sollen. In anderen Buchten wiederum gab es Felsritzen in die die Seile eingeklemmt werden konnten, um das Kanu zu sichern.
Für das Kochen auf felsigen Feuerstellen fanden sich mehrfach im Gebüsch verrostete Bettteile, die uns als Grillrost zur Verfügung standen. Schwemmholz fand sich immer zwischen all dem Müll, der jeden Strand heimgesucht hat. Vorräte und Wasser aufzufüllen war leichter, als wir anfangs vermuteten. Stefan sammelte alle Einkaufzettel ein, ich notierte die Wasserladungen und so kann für die nächsten Paddel- Reisen exakter die Vorratshaltung analysiert und geplant werden.
Das Wetter war uns richtig hold. Vorwiegend gab es Sonnenschein, ab und an Gewitter in der Ferne, doch am achten Tag gab es eine Bora, die uns einen paddelfreien Tag einbrachte, in einsam gelegener Bucht. Ich wanderte durchs Land, um mal richtig Boden unter den Füssen zu spüren. Stefan widmete sich einem zugewachsenen Ausguckposten, schnitt ihn frei und besserte ihn aus. Heinz, Andrea und die Hunde ließen sich den Wind um die Nasen wehen und erkundeten die Gegend. Doch bereits am nächsten Tag konnten wir die zwei letzten Etappen, wieder in ruhigem Fahrwasser, weiterziehen.
Jedoch, noch sind wir nicht am Ende der Paddel- Reise. Am dritten Tag waren wir in Cres und speisten nobel in der Marina. Nachmittags quer durch die Bucht zu unserem Übernachtungsstrand paddelnd, war das Meer in der Form unruhig, dass es sich wie Twist tanzen anfühlte. Es animierte zum Glück keine/n von uns einen Roll-Over hinzulegen.
Die Nacht über schalte Disco- Sound aus der Touristen Hochburg herüber. In der Stille des Morgens, bei meinem frühmorgendlichen Streifzug entdeckte ich am steilen Hang, vom Wald umgeben, einen vorhistorischen Ort. Hohe felsgestaltete Stufen, verbunden mit Treppenstufen und teilweise gaben die Steinlagen noch die Kontur von kleinen Gebäuden wieder. Morgensonne leuchtete am gegenüber-liegenden Hang die, möglicherweise ehemaligen Gartenterrassen aus.
Zwei Tage später Osor. Der Ort, wo Cres und Loijsini durch einen schmalen Kanal (verm. aus römischer Zeit) getrennt sind. Durch die heftige Strömung, uns entgegenkommend, überrascht, bekommt ‘Tane Motu‘ Kontakt mit der Kaimauer. Glück, unsere Geistesgegenwart und unser inzwischen gutes miteinander eingepaddelt sein verhindert schlimmes.
Direkt am Hafen landen wir und ziehen unsere Kreise im kleinen, gut erhaltenen und liebevoll zurechtgemachten Ortskern. Später am Abend ziehen Heinz und ich nochmal los und entdecken eine, bis 22.00 Uhr geöffnete Karikatur- Ausstellung. Wir amüsieren uns köstlich über einige sehr gute Werke.
Um 9.00 Uhr morgens stehen wir staunend an der kleinen Brücke, die die Inseln verbindet. Keine Ampel, die den Verkehr zurückhält, kein großer Motor für die Brücke. Nein, der Brückenwart bedeutet den Autos zu halten, kurbelt per Hand die sich drehende Brücke, pfeift und winkt den Seglern, die durch den Kanal tuckern und kurbelt gemütlich die Brücke in ihre verbindende Position zurück.
Eine Nacht auf einem riesigen, gut organisierten Campingplatz. Och, ist doch ganz schön mal wieder zu duschen.
Dann geht es an der Ostküste entlang, die noch rauer erscheint. Die Felsen stehen bis weit in das Meer hinein an der Wasseroberfläche an. Kein (Not)landen wäre hier möglich. Einen Teil der Strecke ziehen ca. 15 Kraniche immer wieder ihre Kreise und landen erneut, weil sie sich wohl unsicher sind, ob wir ihnen wohlgesonnen sind. Nach mehreren Malen ziehen sie dann ostwärts davon.
Ein anderes Mal wird die ausgesuchte Bucht von einem riesigen aus Treibholz gestalteten Hirschen bewacht. Ich fotografiere ihn in der Frühe. Da geht die Sonne auf und es entsteht ein besonderes Foto. Wochen später entdecke ich in einem keltischen Buch, dass es in Europa weitverbreitet, in zurück liegender Zeit(?), eine mythische Gestalt „Mittagshirsch“ gegeben hat. Er wurde mit einer Sonnenscheibe im Geweih abgebildet.
Unterwegs zur letzten Übernachtungs-Bucht, wandern drei von uns und Pepe in der Pause ca. 5 Kilometer bergauf, um in einem Dorfladen noch einmal einzukaufen und die Flaschen am Dorfbrunnen zu füllen.
Kaum in Kruscina angekommen, findet einer der Hunde einen toten Hammel. Stefan und Heinz machen sich begeistert an Vorbereitungen, den Kopf zu trennen und auszukochen, um ihn als Erinnerung mitzunehmen. Heinz findet gleich einen rostigen Metalleimer, ich entdecke ein Bettgitter als idealen Feuerrost. Alle sind für diese Sonderaktion interessiert und aktiv.
Heinz schürte das Feuer. Plötzlich ein Aufschrei. Ein Hammel läuft, wie ein Geist so leise an uns vorbei. Um zu vergewissern, dass es ein lebender Hammel ist, schlich ich mit der Kamera hinterher und bannte ihn auf den Chip. Der Kopf des toten Hammels wurde längere Zeit im siedenden Wasser ausgekocht, bis Stefan befand, dass die richtige Konsistenz erreicht sei. Dieser eindrucksvolle Schädel begleitete uns die letzte Paddel- Strecke, angebunden auf einer Iaku.
Es gab noch einmal eine der zahlreichen, wunderbaren Sternennächte unter freiem Himmel. Morgens bitten wir eine Frau von uns gemeinsam Fotos zu machen. Endlich mal zu sehen, wie wir gemeinsam die Paddel schwingen. Pepe, der auf seinem Stammplatz, einer der Vorratskisten sitzt. Ivo, leider nicht sichtbar, wie immer zwischen Stefans Beinen sitzend.
In den Tagen vorher durften wir ein paar Mal erfahren, wie unerfreulich anstrengend es ist, wenn nicht alle sich in einem gemeinsamen Rhythmus einfinden. Nun aber in sehr guten gemeinsamen Rhythmus, mit einer Pause und bei Windstille, schaffen wir die 25 Kilometer bis Beli mit Leichtigkeit. Abends genießen wir den Abschluss unserer Paddel- Reise mit einem fantastischen Fischessen im Dorf- Restaurant.
Am Samstag 10.09. wird ‘Tane Motu‘ wieder auseinander genommen, das Gepäck auseinander sortiert und verstaut. Zurück auf dem Festland, fahren drei gen Dresden und drei gen Chiemgau nachhause.
Am Chiemsee angekommen, wird „Tane Motu“ gleich wieder zusammengebaut und zu Wasser gelassen. Mit einer vergnüglichen Paddelrunde reinigen wir alles rundum vom Salzwasser und schliessen so den Kreis unserer Reise.
Erzählende und Fotos: Sigrid Mayer