Reiseberichte

Die Chiemsee Outrigger auf der Elbe

Mit polynesischen Auslegerbooten aus Bayern durch die Sächsische Schweiz.

Eine lange Reise war das, mit unserem kleinen roten 3,50m langen Yaris mit ca. 80 km/h und dem gelben 10m Outrigger auf dem Dach quer durch Bayern und Sachsen. Nach einigen Pausen, zwei Staus und insgesamt fast 12h Fahrzeit sind wir dann in Pirna angekommen.

Der Vorabend:

Gar nicht so leicht war das, die letzten 300 Meter zum Bootshaus des Rudervereins Pirna zu finden. Eine Baustelle nach der anderen, gesperrte Brücken und Unterführungen. Nicht nur hier waren die Leute so nett und erklärten uns ganz genau wie wir fahren müssen um „Zur Dolle“ zu kommen. Schön, wir haben es geschafft. Ein kleiner Spaziergang abends um 19h zeigte uns erschreckend, wie schlimm das Hochwasser hier gewütet hat. Sämtliche Gebäude der Innenstadt sind in eine Baustelle verwandelt, die gesamten Keller und Erdgeschosse müssen renoviert werden. Der Spaziergang hier gleicht dem Durchwandern einer Geisterstadt. Kein Mensch, kein Licht, alles wirkt hier irgendwie leblos.

Der einzige Gasthof mit Übernachtungsmöglichkeit, der hier offensichtlich geöffnet ist, ist unser Bootshaus. Was für ein Glück, zumindest für uns. Im Laufe des Abends kamen dann noch Ute und Michael, unsere besonders freundlichen Reiseführer, hinzu, die uns beide Tage lang begleiteten und uns jeden Platz und jedes Gebäude und die Geschichten dahinter erklärten. Danke Ute, Danke Michael für Eure so liebenswerte Hilfe und Eure Gastfreundlichkeit.

Roland unser Vereinskamerad aus Bayern kam schließlich, nach ebenso durchwarteten Staus auf der Autobahn und dem bewältigtem Verkehrslabyrinth kurz vor der Elbe hinzu. Gut war das Essen und die Atmosphäre, auch wenn wir bis zum Einbruch der Dunkelheit noch immer nicht wussten, ob wir eine zusätzliche Matratze für Roland in unser Zwei-Bett-Zimmer bekommen würden. Tja hier waren die Bediensteten offensichtlich gestresst, klar bei dem Andrang den dieses Restaurant genießt, wenn es das einzige ist, das hier geöffnet ist. Ende gut, alles gut, wir hatten unsere Matratze und waren froh, nicht im 12-Bett-Zimmer mit anderen schnarchenden Paddlern und nur einem Fenster, das keinen Luftdurchzug ermöglichte, schlafen zu müssen.

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1. Tag

Gut ausgeschlafen genießen wir das einfache aber gute Frühstück vom Buffet. Einfach praktisch hier vor Ort die Übernachtung, das Frühstück, das Abendessen unsere Autos mit Booten und die Elbe zu haben. Gestärkt geht es los, wie vereinbart zum Treffpunkt an der tschechischen Grenze, wo wir uns mit Ute, Michael und Andrea treffen und gemeinsam die Boote aufbauen. Andrea fährt bei uns im Outrigger mit und Ute mit dem Zwei-Mann-Kajak vorerst alleine, da Michael das Auto, glücklicherweise, wie wir später noch feststellen werden, weiter unten in Bad Schandau am Bahnhof parkt. Wir vereinbaren auch, dass wir auf der Fahrt nach Dresden uns abwechseln wer im Kajak und wer im Outrigger paddelt.

So, los geht’s: ich sitze am Steuer, Roland gibt das Tempo vor, und Andrea und Claudia sitzen auf Position zwei und drei. Wunderschön ist es gleich hier ab der Grenze neben den hohen Felsmauern des Elbsandsteingebirges zu paddeln. Wir sind zufrieden, dass wir weiter oben eingesetzt haben und auch die Strecke ab der Grenze sehen können. Das Wetter ist traumhaft und der Schiffsverkehr hält sich in Grenzen. Spannend für mich ist nur, wie im Vorfeld von vielen Vereinskollegen gehört, dass es hier auf der Elbe einige Gierfähren geben soll und man hier besonders aufpassen muss. Auch die Verkehrsregeln haben mir im Vorfeld etwas Sorge bereitet. Umso erleichterter bin ich, dass ich die erfahrene Paddlerin Ute mit ihrer beruhigenden Gelassenheit neben mir habe. Die Elbe ist so breit, dass man ohne Probleme Wenden kann, und die Voraussicht ist so gut, sodass man jedes entgegenkommende oder überholende Wasserfahrzeug schon weit im Voraus erkennen kann. Stresslos geht es also in gutem Tempo flussabwärts. Bitte verzeiht mir, wenn ich mich nicht mehr an alle Details bezüglich der Sehenswürdigkeiten, die uns hier im Überfluss begegnen, erinnern kann. Direkt nach unserem Startpunkt Schmilka sehen wir die imposanten, auf der rechten Seite gelegenen, hohen Schrammsteine. Das muss ein Traum für jeden Kletterer sein, und hier zu Paddeln ist auf jeden Fall für uns ein Traum.

Weiter flussabwärts sehen wir schon von Weitem den größten Berg des Elbsandsteingebirges auf uns zukommen, den Lilienstein. Wir passieren ihn links und kommen an der Festung Königstein vorbei und der darunter liegenden pittoresken Altstadt Königstein. Der gesamte Berg über der Stadt ist von der Festung eingenommen. Wir lassen uns ruhig vorbei treiben und suchen nach der nächst möglichen Anlegestelle, um die erste Pause einzulegen. Unter Bäumen und viel Sand genießen wir unsere kleine Brotzeit, etwas Schatten und eine kleine Abkühlung in der Elbe bevor es weiter geht. Vor unserem nächsten Halt in Rathen kommen wir an der von mir gefürchteten Stelle vorbei: die Gierfähre. Schon weit im Voraus sehen wir die Bojen, die das Seil markieren, an der die Fähre gehalten wird. Nur durch die Wasserströmung zwischen den beiden Uferseiten ist es der Fähre somit ohne Motor möglich hin- und her zu wechseln. Das Problem besteht nur darin, wenn die Fähre sich auf der „falschen“ Seite befindet ist die Elbe sozusagen gesperrt durch das Gierseil, das quer über die Elbe gespannt ist. Das Hindurchfahren ist verboten und sogar lebensgefährlich.

Wie erleichtert bin ich, dass ich hier nicht wenden und gegen die Strömung steuernd darauf warten muss, bis der Weg wieder frei ist. Die Fähre befindet sich auf der richtigen Seite und wir haben freie Fahrt. Interessant ist auch wie lang das Seil flussaufwärts gespannt ist, das sind bestimmt 200 Meter.Wir fahren an der Fährstation vorbei und halten so bald wie möglich unterhalb auf einer kleinen Wiese, wo wir die Boote ablegen können. Nach einer kurzen Pause marschieren wir, bis auf Michael, der nutzt die Zeit zum Schwimmen und Sonnenbaden an der Elbe, zur sogenannten Basteibrücke hoch. Das ist eine zwischen den Steinnadeln, die bis zu 194 m zur Elbe hin steil abfallen, erbaute Brücke. Auf dem Weg dorthin zeigt uns Ute noch die tollen (geheimen) Wanderpfade, die ohne Sicherung auf Bändern direkt in der Steilwand zur Elbe hin begehbar sind. Ein paar Meter trauen wir uns auch hinein, aber ohne Kletterschuhe und Ausrüstung trauen wir uns nicht weiter. Fantastisch ist die Aussicht und das Erkunden der einzelnen Felsspitzen, auch die Felsbrücke, die 1851 zum Ersatz der alten Holzbrücke erbaut wurde ist ein Erlebnis für sich, wenn auch hier die Touristen in Scharen hoch pilgern. Trotzdem ein gelungener Abstecher für uns Paddler.

Nach unserem Halt in Rathen kommen wir am Kurort Wehlen vorbei, den wir jedoch rechts liegenlassen und erreichen dann am späten Nachmittag unser Etappenziel, das Bootshaus „Zur Dolle“ des Pirnaer Rudervereins. Gegen den Strom, auf der linken Uferseite angelandet, beenden wir unsere heutige Ausfahrt ohne Probleme und Zwischenfälle, bis auf die eine kleine Tatsache, dass Michael und ich noch eine kleine Reise unternehmen müssen. Zuvor werden die Boote noch schnell in den unter der Gastwirtschaft gelegenen Bootsräumen verstaut bevor es los geht. Der Schlüssel für unser Rücktransport-Auto hat nämlich irgendwie die Abfahrt in Schmilka mit den Booten verpasst. Glück im Unglück hat Michael zuvor in weiser Voraussicht sein Auto nicht in Schmilka, sondern direkt am Bahnhof in Bad Schandau geparkt. Deswegen können wir gleich von Pirna aus ohne Umzusteigen zum Auto mit dem Zug fahren und sparen uns eine weitere Zugfahrt und eine Fährfahrt. Eine Stunde später sitzen wir wieder alle gemeinsam beim Essen in der Dolle.

Und auf das beste freuen wir uns schon, denn heute Abend gibt es in der Geisterstadt Pirna ein Hinterhoffest. Unglaublich wie auf einmal die Stadt sich voller Menschen, kleinen Bühnen für Theater und Musik und natürlich Ständen mit allerlei kulinarischem Essen und Trinken füllt. Wir sind absolut überrascht, wie die Menschen hier diese verlassene Statt auf einmal in ein gigantisches Fest verwandelt haben, das Hochwasser ist fast vergessen. Wir genießen den Abend mit guter Musik, Tanzen und sind schließlich erst nachts um 1 Uhr wieder zurück in unserem Zimmer.

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2. Tag

Gestärkt durch das gewohnte Frühstück treffen wir uns wieder mit Ute und Michael. Andrea ist diesmal nicht dabei. Heute ist unser Ziel die Stadt Dresden und die schönen Gebäude vor und nach der Stadt und natürlich das Highlight, die Altstadt direkt am Elbufer. Locker paddeln wir in der Morgensonne bis Michael vorschlägt einen kleinen Abstecher zu Fuß zu einem Baggersee zu unternehmen. Was für eine tolle Idee, hier auch noch ein anderes Gewässer kennen zu lernen. 20 Minuten Wanderweg und ein Aufenthalt von mindestens einer Stunde an diesem netten See mit kleiner Insel, von der aufgrund des Hochwassers nur noch ein kleiner Teil aus der Wasseroberfläche ragt, gehören einfach zu unserer Freiheit, ohne Stress und Druck das zu tun, was man im Urlaub tun möchte.

Auf dem Weiterweg passieren wir das Schloss Pillnitz, machen Halt an einem Biergarten direkt am Elbufer. Wir genießen sämtliche Varianten der Fahrzeuge die hier auf dem Wasser unterwegs sind. Dazu gehören Partyflöße, Gummiboote mit Sonnenschirmantrieb, Rennyachten samt weiblicher Bugverzierung und natürlich auch einigen Paddelbooten. Sogar Faltbootpaddler treffen wir, die es gewagt haben trotz Sperrung die Linie der Gierfähre zu durchbrechen und dann den Ärger des Fährmanns ernteten. Wir klären die beiden natürlich schnell auf, was es mit den Bojen und der Gierfähre auf sich hat und wie gefährlich ihre Aktion eigentlich war. Gut dass nichts passiert ist.

Das Blaue Wunder ist für uns dann sozusagen der Eingang nach Dresden. Das ist die große, blau angestrichene und 1300 t schwere Metallbrücke die 1893 erbaut wurde und während des Kriegs keinen Schaden erlitten hat, eines der vielen Wahrzeichen Dresdens. Schon in der Ferne erkennen wir die Frauenkirche. Inzwischen haben wir gewechselt. Ute steuert den Vahine Motu, was sie wirklich sehr gut macht, auch wenn sie zum ersten Mal einen so langen Outrigger steuert. Ich sitze stattdessen im Kajak und fühle mich ehrlich gesagt gar nicht wohl. Wie verwöhnt bin ich von unseren Kanus des Outriggervereins, da gibt es kein Wackeln und kein Kippeln. Da habe ich die Position 1 in V4 als Kameramann schon wesentlich mehr genossen als hier im tiefer gelegten Kajak, wahrscheinlich auch, weil den größten Teil des Motors während dieser Zeit Roland übernommen hat. Gerade schaffe ich es zu steuern, nicht zu kippen und gleichzeitig noch einige wenige Fotos vom Vahine Motu zu erhaschen, denn Roland, Ute und Claudia sind relativ schnell an der Frauenkirche vorbei und durch die Brücken hindurch in Dresden verschwunden. Aber wir haben doch alle die Durchfahrt durch diese einmalige Altstadt genossen.

Als wir uns nach der Brücke vor der Semperoper rechts auf einer Kiesbank treffen erkennen wir, dass jetzt das Wetter doch umzuschlagen droht und wir verwerfen unseren Spaziergang durch Dresden. Das wird dann wohl bei einem anderen Besuch noch nachzuholen sein. Eine gute Entscheidung, denn zu unserem Ziel nahe der Autobahnbrücke sind es bestimmt noch 45 Minuten und wir erreichen den ESV Dresden (Kanuabteilung und Bootslager) nur ca. 5 Minuten nachdem es richtig wie in Strömen aus den Wolken angefangen hat zu regnen. Patsch nass warten wir in den Bootslagerräumen den Regen ab und räumen anschließend mit Yvonne vom Kanuverein Dresden die Boote in Ihr Lager, wo unser V4 dann auch die nächsten 7 Tage unbeschadet und sicher ausharren kann, denn Claudia und Ich werden erst noch eine Woche Wandern im Elbsandsteingebirge geniesen.

Was für eine Freude, dass Michael wieder einmal vorgesorgt hat und sein Auto am Morgen bereits an unserem zweiten Ettappenziel dem Bootshaus des ESV Dresden geparkt hat. Schnell sind wir zurück in Pirna und tauschen erst mal unsere Klamotten in trockene Wäsche.

So geht nun eine wunderschöne Vereinsausfahrt in traumhafter Umgebung nicht ohne ein kleines Unwetter und einem gutem Essen in Pirna zu Ende. Schön, dass wir diese kleine Bootsreise miterleben durften. Wir waren bestimmt nicht das letzte Mal in dieser schönen Gegend, vielleicht sogar nochmal mit unseren polynesischen Booten, dann bestimmt auch mit Schlafsack und Isomatte zum „Boofen“, wie es hier in Sachsen so schön heißt.

Va’a Bohemia am Jihočeské moře (Lipnosee, Moldaustausee)

60 Jahre nach Baubeginn des sozialistischen Prestigeprojekts, einer Staumauer zur Schaffung des Südböhmischen Meeres zwischen Nova Pec und Lipno, machte sich nun auch der Chiemsee Outrigger Canoes e.V. auf den Weg, das benachbarte Gewässer mit einer Konturfahrt zu erkunden.

Benachbart kann man das Jihočeské moře schon deswegen bezeichnen, da sein Ufer gerade mal 143 Kilometer Luftlinie von den Gestaden des Bayerischen Meeres entfernt liegt.

Östereich hat sogar einen Strandabschnitt davon auf seinem Staatsgebiet, aber der hier ist noch kleiner geraten als jener von Bregenz am Bodensee. Dass dieser Landstrich mit Seeanschluss im oberösterreichischen Mühlviertel dann auch noch mit „Bayrische Au“ in den Kartenwerken bezeichnet ist, macht den Lipno Stausee quasi zum heimischen Gewässer der Va’a Division Bayern im COC.

Geografische Vergleiche sind ja üblich und so könnte man neben der sächsischen Schweiz diese Wälder und Auen um die vielen Buchten des Lipno Stausees durchaus das böhmische Schweden nennen, zumal sogar Elche hier wieder heimisch sind. Den Uferbereich gegenüber von Lojzovy paseky säumen verstreute Granitfelsen im Wasser, wie man sie ebenfalls aus den Schären kennt.

Zur Va’a Erstbefahrung hieß es beim COC intern wieder mal, Freiwillige vor, und es fanden sich auch wieder mal… nur zwei. Aber das reicht ja, wie wir von Montenegro her wissen, bestens zum Bewegen eines V4 samt Gepäck und Bordhund. Ein Blick auf die Karte zeigt am Ostufer einen Gastronomieabstand im Kilometerbereich, was die Frage der Proviantbeladung sehr vereinfacht.

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Wir erreichen über die B12, Passau, Hauzenberg, Ulrichsberg, Schöneben, den See an der Fährstation nach Oberplan / Horni Plana, dem Geburtsort des böhmischen Schriftstellers Adalbert Stifter. Gleich nach der Rumpfmontage kommen die ersten Tips von einheimischen Nautikern in Form von Aussenbordermontage am hinteren Iako und den zu erwartenden Geschwindigkeiten für den schlanken Va’a Rumpf. Unsere Konturrunde beginnt im Uhrzeigersinn Richtung nordwest zum Moldauzufluss bei Neuofen / Nova Pec. Dort am bekannten Autocamp ist auch die erste Nacht und unsere Proviantierung geplant. Das Camp existiert überraschend nicht mehr, aber die nahe Gastronomie versorgt uns in gewohnter Weise und am Abend stellen wir unsere Zelte direkt am Strand neben dem Kanu auf.

Am nächsten Tag zur Mittagsrast laufen wir die Bucht bei Stuben / Hurka an. Bordhund Dexter stellt und verbellt direkt neben unserem Picknickplatz eine stattliche Kreuzotter. Für die Nacht erkunden wir die kleinere der beiden Inseln hier und bereiten schon etwas Holz für das Lagerfeuer nach der Rückkehr vom Abendessen im Strandlokal bei Schwarzbach / Cerna v Posumavi vor. Um 02:00 Uhr nachts tobt dann Regen und Sturm um unser kleines Eiland, aber am Morgen ist der Spuk schon wieder vorbei.

Zur dritten Nacht erreichen wir bereits den südlichen und engen Teil des Lipno Stausees, aber auch hier findet sich ein ruhiger Platz am Ufer. Heute hat man uns schon mittags in Kovarov mit Böhmischen Spezialitäten verwöhnt. Tags darauf verkürzen wir die Rückfahrt zum Ausgangspunkt um einige Buchtkonturen des Ostufers und entkommen so dem Wettersturz, der sich bereits am Vortag durch Zirruswolken angekündigt hatte. Blitz und Donner begleiten dann den Bootstransport zurück ans bayerische Meer.

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Die Uferlinie des Lipno Stausees ist mit über hundert Kilometern doppelt so lang wie am Chiemsee und bietet dem Wanderpaddler endlos viele Möglichkeiten zum Verweilen oder Biwakieren. All die hellen Streifen am Strand die man im Google Satellitenbild erkennen kann sind feiner Sand und dahinter liegen meist ein Stück flache Wiese und Schatten spendende Bäume. Diese Sandflecken im zehn bis fünfhundert Meter Abstand ziehen sich um den ganzen See und sind nur ab und zu von einem Angler besetzt. Lediglich im Südosten um Friedberg / Frymburk ist der Uferwald mit Ferienhäusern etwas dichter bebaut, das westliche Ufer ist gänzlich unbewohnt und einsam. Mir fällt auf Anhieb kein vergleichbar idyllisches Gewässer in unseren Breiten ein.

Die Böhmische Küche der Region ist deftig, vielseitig und preiswert, 0,5 Liter Bier kosten knapp einen Euro. Die Zeltübernachtung am Strand oder auf einer der drei unbewohnten Inseln ist problem- und kostenlos. Für höheren Komfortanspruch gibt es am Ostufer auch zahlreiche Campingplätze direkt am Wasser.

Also auf ins böhmische Schweden, die Boote zu Wasser gelassen und einen der hundert einsamen Sandstrände erobert. Die Hängematte an die Bäume geknüpft und bei einem Buch von Adalbert Stifter zum Bohemier auf Zeit werden…

Vereinsausflug zum Waginger See

Auch wenn der DKV unsere Vereinsaktivitäten besser zu kennen glaubt als wir unsere eigene Satzung, wir waren schon wieder mal auf einer völlig artfremden Kanu Wanderfahrt unterwegs.

Diesmal jedoch nicht so weit entfernt zur Konturfahrt am Waginger und Tachinger See, aber zerlegt und transportiert musste unser Reise-Va’a dafür trotzdem werden.

Doch eine neue Alpenkulisse und ein See mit ordentlicher Wassertiefe im Uferbereich entschädigen die kleine Mühe.

10:00 Uhr am Bootsliegeplatz in Tengling am Tachinger See nimmt unser zweiteiliger V4 mit vielen Schrauben schon Form an und die Crew wickelt die nagelneuen double bend stilettos von outriggerpaddel.de aus der Verpackung. Es sind prächtige Teile aus edlen Hölzern in schöner Handarbeit.

Peter hat auch etwas Neues mitgebracht und zwar seinen Surfkippelski versteift mit einem Doppelama. Mit der Amakonstruktion ist der Ski nicht schneller als unser V4 und so fahren wir in Formation das Ostufer in Richtung Tettenhausener Brücke. So knapp am Ufer und Schilf entlang ist am Chiemsee nur bei extremen Hochwasser möglich, aber das ungewohnte Geschwindigkeitsgefühl macht Spass.

Kurz vor der Brücke fragen uns Paddler in ihren Seekajaks, wo denn unser Rainer heute sei. Leider hat dieses COC Gründungsmitglied die Berufstätigkeit nach Fulda verschlagen und wie man hört, wird er bereits auf seinem mehrjährigen Trainingsgewässer vermisst. Es sind Herbert und Silvia, bei denen Rainer gerne am Wohnwagen in Tettenhausen eine Pause machte.

Die Beiden hatten natürlich schon viel vom COC am Chiemsee gehört, aber jetzt, nach Sichtung unseres Mannschaftskanus, steht einem Gegenbesuch mit Ausfahrt wohl nichts mehr im Wege.

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Wir fahren unseren Picknick Proviant noch bis zum Ende das Waginger Sees weiter, wo wir dann ein ruhiges Plätzchen mit Alpenblick belagern. Wenn ein Dackel in den Spiegel schaut, sieht er darin einen Löwen, verriet mir just heute Vormittag eine Hundemutter in Tengling auf ihrer Morgenrunde. Und mit dem Mut eines Löwen stürzt sich mein Dexter gerade in die Fluten um unseren Pausenplatz erfolgreich gegen ein Schwanenpaar zu verteidigen.

Auf dem Rückweg sind wir alle bei Herbert und Sylvia am Wohnwagen zu Kaffee und Kuchen eingeladen und erzählen gegenseitig von unseren Paddelkarrieren. Für den COC fassen wir den Plan, möglichst einmal im Monat ein anderes Gewässer im bayerischen, österreichischen Nahbereich zu befahren und da wartet jetzt einiges auf unser Va’a.

Doch nicht nur die exklusive Va’a Division vom Chiemsee gab sich am Waginger See die Ehre, es war auch Weltumsegler Bobby Schenk dieses Wochenende zu seinen seglerischen Wurzeln zurück gekehrt. Bobby Schenk, vom Fachmagazin YACHT zu einem der 100 bedeutendsten Segler aller Zeiten gekürt, wurde nun nebst Frau Carla im Waginger Segelclub, in dem alles begann, zum Ehrenmitglied ernannt. Nach seinem Bestseller „Astronomische Navigation“ hatte auch ich damals, in der pre-GPS Epoche, mit dem Sextant an Bord meine Standlinien berechnet.

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Jugendausfahrt am Chiemsee

Die Nähe unseres Standortes in Schützing am Chiemsee zum Zeltlager des Kreisjugendringes Traunstein machte letzten Samstag eine spontane Jugendaktion möglich.

Die Initiative ging aber von einem an unseren Auslegerbooten ganz besonders interessierten Jungen aus.

Schon am Freitag Nachmittag löcherte der kleine Lukas den V1 Paddler am Ufer mit Fragen und machte nach Rücksprache mit seiner Mutter auch noch gleich eine Probefahrt im neuen Renneiner des COC von Schützing nach Stöttham.

Seine Paddeltechnik war schon nach wenigen hundert Metern überzeugend und bei ihm stieg die Begeisterung für diese Kanus ebenfalls. Zurück am Strand fragte er dann sofort seine drei Brüder, die derzeit ebenfalls im Ferienlager am Chiemsee sind, ob sie am nächsten Tag nicht Lust zu einer gemeinsamen Ausfahrt im großen Mannschaftsboot hätten. Sie hatten!

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Pünktlich um 11:00 Uhr standen die Gebrüder Philipp, Julius, Frederick und Lukas wie die Orgelpfeifen mit Brotzeit und Getränken vor der Regalanlage mit den Outriggern des COC. Für fünf Paddler brauchen wir natürlich neben dem V4 noch einen V1 und gemeinsam sind die Boote schnell ans Wasser gebracht. Die Jungs nehmen in Schützing an einer Segelfreizeit teil und beherrschen sogar schon die wichtigsten Seemannsknoten. Das erfreut den COC Takelmeister ganz besonders…

Die Tour geht zum Picknick an den Treibholzplatz an der Hirschauer Bucht und der Fahrer des V1 wird auf der Strecke im fliegenden Wechsel getauscht. Was unsere Senioren oft ins Grübeln bringt, wird hier mit ganz spielerisch und selbstverständlich durchgeführt.

Die eigentliche Überraschung findet aber dann auf der Rückfahrt statt. Jetzt übernimmt der Älteste das Ruder des Va’a und steuert ihn ohne Erfahrung, ohne Einweisung und ohne erforderliches Eingreifen einfach so zurück nach Schützing und der Kleine bringt dazu noch Stunteinlagen auf dem Ama. Ja, unsere Jugend macht mir doch Hoffnung und sie zeigt, dass sie nicht nur mit dem Joystick bei Computerspielen umgehen kann.

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Wenn ich den See seh, brauch ich kein Meer mehr!

Manche Dinge dauern einfach etwas länger, die große Chiemsee Konturrunde im V1 Tiama Raa mit Zelt und Dackel zum Beispiel.

Länger dauerte hier schon die Entscheidung endlich mal los zu fahren und vorher die fehlende Ausrüstung zu beschaffen.

Länger dauerte dann auch die Fahrt auf die ganz gemütliche Tour, immer knapp dem Ufer entlang und in jede Bucht hinein, da bekommt selbst der Chiemsee ganz neue Dimensionen.

Seit für die Montenegro Expedition ein neues Einmann-Einhund-Zelt, das Gosamer von Jack Wolfsskin, in meinem Sportinventarium liegt und sich bereits bewährt hat, gibt es also keine Ausrede mehr. Besonders gut gefällt mir, dass alles, Schlafsack, Zelt usw. in meinem doch sehr schlanken V1 unter Deck Platz findet. Es muss also nichts windanfällig oder auffällig an Deck verzurrt werden.

Am späten Vormittag um 11:00 Uhr geht es in Schützing los Richtung Seebruck, denn ich will die Runde gegen den Uhrzeiger paddeln. Das Minihomer GPS wird das alles auch ganz genau mit loggen und damit es nicht vorzeitig schlapp macht, wird die Bordelektronik solarmäßig fit gehalten. Nomen est Omen, das Hoch Stefan verspricht für die nächsten Tage auch reichlich Sonnenenergie für dieses Vorhaben.

Der Pegelstand in Seebruck ist nach den Niederschlägen der letzten Tage auf 128 cm über 0 cm bei 517,34 Meereshöhe angestiegen, das wird einige Bivakplätze etwas feucht machen. Erste kleine Pause im Jachthafen Lambach, beim aktuellen Wasserstand gleitet man hier beim Anlanden bequem auf den gepflegten Rasen zur Strandbank.

Ab Gollenshausen kommen wir dann in den privaten Teil des Chiemsees, denn neben der Uferbeschränkung zum Fisch und Vogelschutz, kommen hier noch private Ufergrundstücke dazu. Auf unserer Seeseite unvorstellbar, reihen sich hier die Bootshäuser und Steganlagen am Wasser und sind garniert mit unfreundlichen Schildern wie: Privat, Anlanden Verboten bis Betreten streng Verboten. Hier ist der Gemeingebrauch des bayerischen Gewässers also wörtlich gemein geregelt.

Schöne Bande- und Anlandestellen erst wieder nach dem Trubel der Schifffahrtsstelle Gstadt bis um die Ecke in die Bucht von Breitbrunn. Gute Bewirtung am Abend dann „Beim Oberleitner“ neben dem Fähranleger und erstes Bivak gegenüber dem Jachthafen Urfahrn.

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Am nächsten Morgen steht dann die Konturbefahrung der nächsten zwei Buchten vor Prien an, soweit Kontur wegen der betonnten Schongebiete möglich ist. Obschon ich ja den Chiemsee bereits seit den frühen 70ern beruderte, besegle und bepaddle, war ich noch nie in der Schafwaschener Bucht, aber jetzt weiß ich, dass ich dabei nicht viel versäumt habe. Doch nein, der Anlegeplatz an der Vogelbeobachtungsstelle bei der Prienmündung ist sehr schön und das schmucke Holzgebäude mit Seebalkon und Spenderfernglas sehr neu. Was man doch am Wasser immer noch so alles bauen darf, wenn man die richtigen Beziehungen hat…

Die Pause dort tat im Nachhinein gut, denn nun kommt der verbaute Moloch Prien, mit Großschifffahrt, Großjachthäfen und privaten Strandabschnitten. Ich habe bis Felden keine einladend wirkende Landestelle gesehen, natürlich auch im Hinblick auf freien Hundeauslauf. In Felden beginnt, abhängig von der Windrichtung, das Seeufer mit der infernalischen Geräuschkulisse der A8 und ich drehe entnervt von meinem Uferkurs ab und paddle zur Herrninsel rüber. Mit geschlossenen Augen dröhnt die Autobahn wie die nahen Rheinfälle, aber Schaffhausen liegt gar nicht zwischen Bernau und Feldwies.

Der bekannte Landeplatz an der Südostecke der großen Insel heißt Pauls Ruhe, das ist es was ich auf der Runde eigentlich suche. Der Laubwald mit den großen alten Bäumen ist ein wunderbarer Platz um wieder Kraft zu tanken und der zweite Bivakplatz liegt erhöht und trocken direkt am Wasser mit Blick auf die Berge. Ein Kajak legt noch an, es ist Musiker und Komponist Horst Biewald, der sich hier in Pauls Ruhe auf sein nächstes Jodelseminar vorbereiten will.

Früh geht es los zur letzten Etappe dieser Chiemseerunde. Mein Rundkurs setzt nach dem sichtbaren Autobahnteilstück Richtung Rottmündung wieder an. Hier liegen nette versteckte Kiesstrandflecken zwischen der Ufervegetation, aber dieser Lärm dahinter schon um 06:30 Uhr am Morgen…

Wie auf der ganzen Tour fahre ich die Schongebiete exakt von Boje zu Boje ab und halte mich auf der Seeseite, so auch dort im Bereich der Flussmündung. Weiter vor mir die letzte Markierungstonne und dann eine weite offene Bucht mit Sichtkontakt zur A8. Ein Berufsfischer müht sich mit seinem Boot und schwerem Aussenborder durch ein Seerosenfeld. Bei meinem Näherkommen versucht der Mann den frühen Lärm der Autobahn zu übertönen und schreit mir etwas zu, ich verstehe ihn erst beim dritten Versuch. Er fragt ob ich die Schilder auf den Bojen gelesen hätte und macht dazu eine Scheibenwischer Geste.

Habe ich, und wie er sehen konnte wurde auch die letzte Boje seeseitig gerundet bevor ich dann wieder der Uferlinie folgte. Ich dachte erst sein Scheibenwischer sei Ausdruck dessen was er von den Schutz- und Ruhegebieten der unteren Naturschutzbehörde hält, aber da habe ich mich dann doch getäuscht. Auf Hörweite, aber wegen meiner Ruderanlage gut ausserhalb seiner Seerosen beschimpft mich dieser Mann nun, was ich hier am Ufer innerhalb des Sperrgebietes zu paddeln und die Fische zu vertreiben hätte. Dabei zeigt er auf eine, jetzt auch für mich sichtbare Boje in Richtung Feldwies, die wie er meinte, in Linie die ganze Bucht absperren sollte.

Der Abstand der Betonnung ist aber so gross, dass man von meiner zuletzt passierten Boje diese Nächste gegen den Sonnenaufgang oder bei anderem unsichtigen Wetter nicht sehen kann, da fehlen mindestens noch zwei Bojen für eine klar erkennbare Sperrlinie. Dann geht es hier nur um diese zeitliche Ruhezohne vom 01.03. bis 31.07. aber die Krönung ist ja wohl der Auftritt des Berufsfischers der eben noch mit seinem Aussenborder das Seerosenfeld gemäht hat und jetzt ein Netz in seinen Kahn zerrt.

Wir können sie nicht fragen, aber ich bin mir doch sehr sicher, dass die Fische lieber mein lautlos dahingleitendes Kanu hätten als seinen Propeller mit Unterwasserauspuff und das elende Ende in seinem Stellnetz. Wieviel Dummheit darf sich denn mit einem so biblischen Beruf verbinden oder schließt sich das gar nicht aus? In der Fassungslosigkeit hab ich glatt vergessen ein Foto für’s Internet von ihm zu machen, aber nichts wie weg hier von so unerfreulichen Zeitgenossen.

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Am schönen Strand von Feldwies liegt alles noch in morgendlicher Ruhe und die Aussichten auf ein Frühstück mit viel Kaffee und frischen Gebäck sind schlecht. Also noch mal etwas trockenes Notrationsmüsli und Wasser aus Bordbeständen und dann weiter der Bojenkette des Naturschutzgebietes Achenmündung entlang zur Chiemsee Ostseite hinüber. Am COC Rastplatz in Unterhochstätt ist bei diesem Pegelstand noch Land unter, darum gleich abgedreht zum Strandcafe Sonnendeck Chieming. Hier spannt man gerade das Sonnensegel auf und serviert mir frische Butterbrezen mit einer riesigen Schale heissen Kaffee und die Welt ist wieder ganz in Ordnung.

Es liegen inzwischen schon gefühlte 50 Kilometer hinter mir und bald schließt sich der Kreis. Vorbei gleiten die versteckten Badenischen zwischen den Uferweiden bei Stöttham am wunderbar stillen, verkehrsfreien Ostufer und ich kenne mich wieder aus…

I bin da Stefan und da bin i dahoam :-))

Va’a Expedition zum Skadarsko Jezero

Ja ja, auch der Chiemsee ist sehr schön, liebe Daheimgebliebene.

Doch was schon die echten Polynesier ausmachte und auch Heinz und Stefan antreibt, sie müssen hinaus auf’s Wasser und hinüber zu neuen, unbekannten Ufern.

Das ist so und da hält den Wahlmaori auch kein bayerischer Hula an den heimischen Gestaden.

Der Skadar See, im Süden der jungen Republik Montenegro ist mit 48 km Länge und 14 km Breite der größte See der Balkanhalbinsel, dessen Fläche je nach Wasserstand zwischen 370 qkm und 540 qkm schwankt. Der Wasserspiegel steigt nach der Schneeschmelze um fünf Meter. Wir hatten im Mai noch 2,50 m über dem Normalstand. Ein Drittel der Wasserfläche reicht in das Staatsgebiet von Albanien, das wir bei der ersten Va’a Befahrung dieses Gewässers auch besuchen wollten.

Landschaftlich gliedert sich der See in drei markante Bereiche. Südwestlich bildet das 1.600 Meter hohe Rumija Gebirge ein felsiges Steilufer aus, das mit seiner Inselkette an die dalmatinische Küste erinnert. Im Norden prägen zwei Zuflüsse, die Moraca aus Podgorica kommend und der Rijeka Crnojevića aus westlicher Richtung, das Landschaftsbild. Beide Flussläufe sind durch den Rückstau und der geringen Strömung vom See aus weit hinauf befahrbar. Im Osten schließt dann teilweise versumpftes Flachland an. Bei unserem vorgefundenen Wasserstand mit tief im Wasser stehenden Bäumen und ohne betretbares Ufer.

Als Ausgangspunkt für unsere Seeerkundung haben wir den Ort Murici am Südufer gewählt. Die Strasse dorthin ist mit unserem Caravangespann und dem Va’a auf dem Dach schon eine Abenteuerreise für sich. Drei Versetzungen waren dann noch nötig bis wir auf dem Strandgrundstück von Hassan den Stellplatz für die nächsten zehn Tage gefunden hatten. Laut einem Montenegro Reiseführer ist dort jeder zehnte Bewohner bei der Polizei und wir waren noch beim Rangieren, als bereits zwei Beamte im Geländewagen vorstellig wurden. Wir erklärten unser Vorhaben und übergaben dazu einen COC Flyer mit der Sicherheit nun rund um den See amtlich bekannt zu sein.

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Erste Ausfahrt, erste Überraschung. Der V4 wird montiert und meine Neugierde richtet sich vor allem auf die Fahr- und Steuereigenschaften mit der neu angebrachten Finne am Ende des Bootsrumpfes. Ja, die Flosse überzeugt und der Steuermann kann nahezu 100% mitpaddeln. Das erleichtert natürlich unser Unternehmen zu zweit im V4 mit Gepäck und zwei Hunden. Wir kommen so zügig voran wie bisher nur mit leerem Boot. Das erste Ziel des Nachmittags ist die Insel Beska mit dem kleinen Kloster darauf. Eine Insel mit Kloster ist uns ja auch aus der COC Heimat bekannt, nur dass uns hier die junge Schwester Vesna begrüßt, durch die Baulichkeiten und die Historie führt und uns anschließend noch zu Kaffee und Grappa auf die Terrasse bittet. Kostenfrei versteht sich und das unterscheidet sie dann auch markant von der heimischen Klosterinsel und deren Bewirtungsvergütungen.

Tags darauf starten wir dann unsere mehrtägige Gepäckfahrt in Richtung Norden zu den Flüssen. Früh beginnt am Strand schon reges Treiben mit anheizen von Grillfeuern, auftürmen von Grillfleischmassen, Bier, Schnaps und Musik. Wir warten mit der Abfahrt wegen frischem Brot noch auf den fahrenden Landhandel und werden natürlich von der Grillgesellschaft eingeladen. Der vermutete Geburtstag entpuppte sich dann als Feierlichkeit zum erstem Mai heute und wir hatten bei der Abfahrt schon etwas Mühe den Takt und Kurs zu halten. Zum Glück war da ja nun die neue Finne für die gerade Linie bis ausser Sichtweite.

Es geht entlang an der Steilküste und der Blick streicht suchend in die Buchten. Nicht, dass wir jetzt schon unsere Zelte aufbauen wollten, aber es wäre in diesem Steilgelände bisher auch gar nicht möglich gewesen. Man ist gespannt was noch kommt. Eine Bucht mit kleinen, zum Teil verfallenen Steinhäuschen wirkt unbewohnt und wir fahren rein. Doch es gibt zwei Menschen im Ort und einer davon winkt uns auch gleich zum Kaffee anzulanden. Er ist Steinmetz von Beruf und bastelt an seinem Anwesen, dass mal ein Ausflugsziel für die Rundfahrtboote werden soll. Eine weitere Immobilie hätte er auch gleich für uns.

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Eine Hoffnung auf den ersten Übernachtungsplatz ist noch die Insel Grmozur, das Alcatraz des Skadar Sees mit ruinösen Gebäuderesten, aber der Wasserstand ist zu hoch. Was das für die Gefangenen bedeutet hatte kann man nur ahnen, denn es kamen ja nur Nichtschwimmer zum Vollzug auf die Insel. Unser Quartier fanden wir dann ein paar Kilometer weiter in einer kleinen Ruine über steilen Uferfelsen. Aber seit Cres sind wir ja im Be- und Entladen unter widrigen Bedingungen bestens eingespielt.

Am nächsten Tag eine andere Welt. Vorbei an den beiden Landschaftserhebungen die man hier Sophia Loren Berge nennt, tauchen wir ein in der grünen Postkartenidylle des Rijeka Crnojevica. Von Ufer zu Ufer Seerosenfelder und dazwischen eine betonnte freie Wasserstrasse für die Kleinschifffahrt. Ziel ist das Lokal in Stari Most zum Mittagessen. Unterwegs kommt ein Motorboot mit Anglern längsseits. Die obligate Schnapsflasche wird uns rüber gereicht und stolz der Karpfenfang vorgezeigt. Mittags war der Ober bereits über unser Kommen informiert, so schnell macht die Kunde vom ersten Outrigger hier auf dem See die Runde.

Weiter geht die Wasserreise in Richtung Burg und Ort Zabljak Crnojevica, im 15. Jahrhundert einst die Hauptstadt Montenegros. Der Wasserspiegel fällt, aber immer noch stehen die Wiesen am Ufer unter Wasser. Langsam wird es aber Zeit für ein Nachtquartier und nahe der Ortschaft Dodosi ragen die Tore des örtlichen Fußballplatzes schon weit aus den Fluten und die Terrasse der Sportplatzgaststätte ist groß und trocken, dort legen wir an und bauen die Zelte auf. Vorbeifahrende Einheimische in ihren Holzkähnen stört es auch nicht weiter.

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Nach Zabljak wären es nur mehr ein paar Kilometer gewesen und die Burganlage wirkte beeindruckend auf uns. Nicht so auf die Türken damals, die sie auf ihrem Eroberungszug schnell eingenommen hatten. Bei unserer Abfahrt dann das übliche Spiel, ein Bewohner winkt und ruft von seinem Balkon neben dem Fluss und wir landen an. Jetzt bemerke ich erst das Fehlen von Dexters Leine und mache mich noch mal auf den steilen Weg zur Burg hinauf, nur dort kann sie liegen. Heinz genießt inzwischen die Gastfreundschaft des neuen Bekannten im Ort und als dieser dann erfährt, dass Heinz heute 60 wurde kommt er um einige weitere Schnäpse nicht herum. Es ist erst Mittag und wir sind schon fertig mit der Welt. Einen Kilometer vor dem Ort hatten wir eine trockene Wiese gesichtet, dahin zogen wir uns für den Nachmittag zurück, denn für den Abend stand uns schon die Einladung zum großen Geburtstagsfischessen bevor.

Die Fischsuppe der Dame des Hauses war köstlich und ebenso die panierten Karpfensteaks. Der hausgemachte Wein blieb unerreicht und nirgendwo gelang es uns einen vergleichbaren Tropfen zu kaufen. Nur unser Geburtstagskind machte große Augen als ihm als größte Delikatesse, ein gedünsteter Karpfenkopf, auf den Teller gelegt wurde. Hausherr Rajko betont zum wiederholten Male, dass es ihm hier, frei und abseits der Zivilisation, viel besser gefällt als in der Hauptstadt Podgorica und ein anstrengender Tag mit nur fünf Paddelkilometern lässt uns im nahen Camp bald in tiefen Schlaf fallen.

Leider wurde die Querverbindung zur Wasserstrasse nach Podgorica bei einem Strassenbau zugeschüttet, so mussten wir für dieses Befahrungsvorhaben den grossen Weg zurück über den See nehmen. Tagesziel ist die Festung Lesendro und das Restaurant 13 Juli an der Strasse Nummer 18. und nach 17 Kilometern sind wir vor Ort. Die Freude auf ein kühles Bier wird jedoch jäh getrübt als uns der wie ein Zirkusdirektor livrierte Ober eröffnet, dass wir in diesem Hause mit unseren Hunden nicht bedient werden. Wir richten uns darauf im Burghof der Festungsruine gemütlich ein und kochen selbst. Pepe fängt seine erste Schlange im Burggemäuer und das Wasser aus dem tiefen Burgbrunnen ist kalt und schmeckt vorzüglich.

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Nach ruhiger Nacht suchen wir im Labyrinth des überfluteten Auwaldes nach der Mündung der Moraca und paddeln flussauf bis zur Brücke nach Vukovci an der direkt ein Lebensmittel Laden liegen soll. An der Brücke liegt erst Mal nur eine stinkende Mülldeponie direkt am Wasser die sich beim jährlichen Hochwasser dann selbst räumt und entsprechend sehen auch die Flussufer aus. Montenegro hat ja auch als erstes Land der Welt den Umweltschutz in der Verfassung verankert, aber die Umsetzung ist eben eine andere Sache. Flussabwärts geht es gleich viel müheloser zu unserem bereits anvisierten Übernachtungsplatz an einer Flussgabelung mit reichlich Plastikflaschen in den Kehrwassern. 25 Kilometer haben wir heute auf dem Log und eine Moracabefahrung kann man sich künftig sparen.

Sonntag Morgen, unser Platz scheint ein beliebter Angelplatz zu sein, wie wir die enttäuschten Gesichter in den vorbeifahrenden Angelkähnen deuten. Bis nach dem Frühstück haben wir ihn noch belegt, dann geht es zurück zum See und quer rüber zurück nach Murici. Vor der nächsten Ausfahrt nach Süden Richtung Albanien legen wir einen Versorgungstag mit dem Auto über das Küstengebirge zur Stadt Vladimir ein. Bei Ostros liegen in den Kastanienwäldern mit riesigen alten Stämmen zahlreiche moslemische Friedhöfe, also einfach zu viele, um nur zum Gemeindebereich von Ostros zu gehören. Die Gräber sind auch schon älter und haben nicht mit dem letzen Balkankrieg zu tun. Was es damit auf sich hat konnten wir nicht klären. Ostros sehen und sterben vielleicht?

Auf der bisherigen Reise haben wir jede Möglichkeit genutzt Informationen über Albanien und unsere Einreise auf dem Wasserweg zu bekommen. Die Auskünfte waren durchwegs ernüchternd. Von Übernachtungen auf der albanischen Seite wurde abgeraten und mehrtägige Inhaftierung bei Grenzverletzungen auf dem See seien auch üblich. Wir hatten uns vor der Reise über die Formalitäten informiert, wonach für EU Bürger ein Personalausweis ausreichend ist, aber das gilt natürlich nur für die regulären Strassengrenzübergänge. Etwas ratlos bitten wir per SMS bei der COC Führung zuhause vorab eine diplomatische Klärung beim Konsulat zu erreichen. Leider erhalten wir trotz guter GSM Abdeckung keine Antwort aus der Heimat, obschon der Foto-Upload nach Facebook bestens funktioniert. Solchermassen allein gelassen und wegen der Unsicherheit was mit Boot, Ausrüstung und den Hunden im Falle einer längeren Protokollaufnahme passiert, brechen wir das Vorhaben ab.

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Die letzte Fahrt am Skadar See geht von Murici nach Ckla, der letzten Siedlung auf montenegrinischer Seite. Neben den Pelikanen der letzten Tage sichten wir am Ufer nun auch die ersten Schildkröten und legen nach 18 Kilometern in Ckla an. Ich will einen Bekannten von meinem ersten Aufenthalt im Jahre 2006 besuchen und wandere zu den alten Häusern am Hang hinauf bis ich enttäuscht vor seinem Anwesen mit eingefallenem Dach stehe. Es sieht alles trostlos und unbewohnt aus, doch der Eindruck täuscht. Nach zaghaftem Klopfen kommt die Frau von Aslan heraus, erkennt mich auch sofort und ruft ihren Mann aus dem Garten. Die Freude ist groß und zu dritt paddeln wir in den offiziellen Hafen des Ortes, wo wir auch gut unsere Zelte aufstellen können. Kaffee, Schnaps, Brot und Ziegenkäse sind danach wieder obligatorisch und seine Frau gibt uns noch einiges davon mit auf die Reise. Das Dach war unter den ungewohnten Schneemassen im letzten Winter zusammen gebrochen und wird demnächst neu gedeckt, man ist trotzdem guter Dinge. Mit der Rückfahrt nach Murici endet dann diese sehr interessante erste Va’a Tour auf dem Skadarsko Jezero der mit seiner Landschaft und den herzlichen Menschen doch so ganz anders als der Chiemsee ist.

Kanu- Reise um die Insel Cres in Kroatien

Blauwasser
vom 28.08.2011 bis 10.09.2011 mit Stefan Meuwly, Sigrid Mayer, Heinz Jäschke, Andrea Czimmeck und Hunden Ivo und Pepe.

In Schützing bei schönstem Sonnenschein werden auf Stefans Auto Kanu „Tane Motu“ aufgeladen, Paddel, Gepäck und wir drei Reisenden innen verstaut. Und los geht die Reise durch die Alpen, am Moloch Trieste vorbei, durch slowenisches Hügelland nach Kroatien. Ivo hat den besten Aussichtsplatz oben auf den Vorratskisten und passt auf, dass Stefan auch die richtige Richtung in sein Herkunftsland einschlägt.

Im Dunkeln am Fährhafen angekommen, entscheiden wir erst am Morgen nach Cres überzusetzen, der Morgensonne und der Insel entgegen. Also, im Wohnwagen am Straßenrand übernachtet, wo nachts einige weitere Cres- Urlauber anlanden.

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Noch vor 7 Uhr über sonnenbeleuchtetes Wasser gleitend, bringt das Schiff uns zu dem Ort, den wir die nächsten 13 Tage umpaddeln werden. Vom Hafen über den Kamm, durch einen stimmungsvollen, mediterranen Eichenwald fahren wir auf die Nordostseite. Beli, ein das Meer überblickendes, historisches kleines Bergdorf, mit Strandcampingplatz. Dieser stellt sich als völlig überlastet heraus und wir sind froh, dass wir bereits am nächsten Tag auf dem Wasser und in schönen Buchten sein werden.

Die drei aus Dresden tauchen auch bald auf. So kann „Tane Motu“ zusammengesetzt und die erste Kennenlern- Tour gepaddelt werden. Alles läuft ganz gut an, nur wird schnell deutlich, wir müssen alle unser Gepäck nochmals reduzieren. Tja, was ist es im eigenen Gepäck, was noch entbehrt werden kann?!

Sonntag früh wird das Kanu beladen und bei etwas heftiger Brise geht es los. Unter bewundernden Blicken einiger Anwesender müssen wir kräftig in die Paddel greifen, um den Wellengang zu durch teilen. Der Wind ist zu stark, die Ama liegt zu hoch, durch das gesamte Gewicht im Kanu. Und so legen wir, aus Sicherheitsgründen, um den ersten Felsen herum wieder an. Verbringen dort einige Stunden, bis der Wind und so auch die übereinander rollenden Wellen weniger werden. Nach ca. einer Stunde landen wir in einer einsamen, felsüberhangenen Bucht. Das Gepäck wird entladen, das Kanu an Land gehoben und Plätze für die Nacht vorbereitet.

Irgendwann in der Dunkelheit gleißende Helligkeit vom Wasser her. Ich befürchte, es sei die Wasserpolizei, die uns wegschicken wird. Aber nein, oh Glück für uns, aber nicht für die Fische, es ist ein Fischerfrachter, der mit grellem Licht Massen fangen will. Einige Tage später in Osor am Kanal sehen wir, wie winzig die Fische sind, die die Fischer nur noch fangen können. Eindeutig überfischt das Meer. Auch Heinz macht die bittere Erfahrung, denn er ist manches Mal mit der Neptun- Gabel an unseren Raststränden unterwegs, um Kraken o.a. zu fangen. Das Meer ist zu leer, um erfolgreich sein zu können.

Vorbereitet waren wir hervorragend durch Stefans Routenplanung, indem er sich über Google Earth Buchten angesehen und sie entsprechend als Rast- und Übernachtungsplätze in eine Karte eingetragen hatte. Ca. alle 20-25 km einen Übernachtungsplatz ausgesucht. Dank seiner Vorplanung, des vorwiegend sonnenscheinenden und windarmen Wetters, erlebten wir eine überschaubare, Extreme freie und doch herausfordernde Auslegerkanu-Reise. Für die fehlenden Schattenbäume in dieser Gegend, hatten Heinz und Andrea eine Zeltplane mitgebracht, für wertvollen Sonnen- und Windschutz.

Am zweiten Tag beschwerte Stefan die Ama etwas und verringerte so die Gefahr des Kenterns. Es ist immer noch etwas unruhig das Meer. Um die Nordküste herum paddelnd, erleben wir die Westküste mit stillem Wasserspiegel. So kommen wir so weit, wie es Stefan für den zweiten Tag geplant hatte. Durch das ungewohnt lange Sitzen machen sich die Sitzbeinknochen bemerkbar. Dieses und manch anderes Unangenehmes gerät jedoch durch die Freude am gemeinsamen Paddeln sehr schnell in Vergessenheit.

Die Landschaft ist felsiger Kalkstein, oft scharfkantig. Die Erde ist rostrot, bewachsen vorwiegend mit dorniger Macchia, die nicht einlädt zum durchstreifen. Thymian, blaue Anemonen, Nelken und andere Polsterstauden der Kalksteinlandschaft. Ab und an stehen Rehe direkt am Meer. Sie wurden, wie auch Wildschweine von Jägern auf der Insel angesiedelt und verdrängen die Schafe. Ein ökologisch ungünstiger Eingriff in die Existenz- Grundlage der Inselbewohner, wie zu lesen ist.

Vorwiegend musste das Kanu beim Anlanden entladen und an Land getragen werden. Doch gab es auch Buchten, wo es mit den Seilen vorne und hinten an Felsen angebunden wurde, mit Knoten, die wir alle kennen sollen. In anderen Buchten wiederum gab es Felsritzen in die die Seile eingeklemmt werden konnten, um das Kanu zu sichern.

Für das Kochen auf felsigen Feuerstellen fanden sich mehrfach im Gebüsch verrostete Bettteile, die uns als Grillrost zur Verfügung standen. Schwemmholz fand sich immer zwischen all dem Müll, der jeden Strand heimgesucht hat. Vorräte und Wasser aufzufüllen war leichter, als wir anfangs vermuteten. Stefan sammelte alle Einkaufzettel ein, ich notierte die Wasserladungen und so kann für die nächsten Paddel- Reisen exakter die Vorratshaltung analysiert und geplant werden.

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Das Wetter war uns richtig hold. Vorwiegend gab es Sonnenschein, ab und an Gewitter in der Ferne, doch am achten Tag gab es eine Bora, die uns einen paddelfreien Tag einbrachte, in einsam gelegener Bucht. Ich wanderte durchs Land, um mal richtig Boden unter den Füssen zu spüren. Stefan widmete sich einem zugewachsenen Ausguckposten, schnitt ihn frei und besserte ihn aus. Heinz, Andrea und die Hunde ließen sich den Wind um die Nasen wehen und erkundeten die Gegend. Doch bereits am nächsten Tag konnten wir die zwei letzten Etappen, wieder in ruhigem Fahrwasser, weiterziehen.

Jedoch, noch sind wir nicht am Ende der Paddel- Reise. Am dritten Tag waren wir in Cres und speisten nobel in der Marina. Nachmittags quer durch die Bucht zu unserem Übernachtungsstrand paddelnd, war das Meer in der Form unruhig, dass es sich wie Twist tanzen anfühlte. Es animierte zum Glück keine/n von uns einen Roll-Over hinzulegen.

Die Nacht über schalte Disco- Sound aus der Touristen Hochburg herüber. In der Stille des Morgens, bei meinem frühmorgendlichen Streifzug entdeckte ich am steilen Hang, vom Wald umgeben, einen vorhistorischen Ort. Hohe felsgestaltete Stufen, verbunden mit Treppenstufen und teilweise gaben die Steinlagen noch die Kontur von kleinen Gebäuden wieder. Morgensonne leuchtete am gegenüber-liegenden Hang die, möglicherweise ehemaligen Gartenterrassen aus.

Zwei Tage später Osor. Der Ort, wo Cres und Loijsini durch einen schmalen Kanal (verm. aus römischer Zeit) getrennt sind. Durch die heftige Strömung, uns entgegenkommend, überrascht, bekommt ‘Tane Motu‘ Kontakt mit der Kaimauer. Glück, unsere Geistesgegenwart und unser inzwischen gutes miteinander eingepaddelt sein verhindert schlimmes.

Direkt am Hafen landen wir und ziehen unsere Kreise im kleinen, gut erhaltenen und liebevoll zurechtgemachten Ortskern. Später am Abend ziehen Heinz und ich nochmal los und entdecken eine, bis 22.00 Uhr geöffnete Karikatur- Ausstellung. Wir amüsieren uns köstlich über einige sehr gute Werke.

Um 9.00 Uhr morgens stehen wir staunend an der kleinen Brücke, die die Inseln verbindet. Keine Ampel, die den Verkehr zurückhält, kein großer Motor für die Brücke. Nein, der Brückenwart bedeutet den Autos zu halten, kurbelt per Hand die sich drehende Brücke, pfeift und winkt den Seglern, die durch den Kanal tuckern und kurbelt gemütlich die Brücke in ihre verbindende Position zurück.

Eine Nacht auf einem riesigen, gut organisierten Campingplatz. Och, ist doch ganz schön mal wieder zu duschen.

Dann geht es an der Ostküste entlang, die noch rauer erscheint. Die Felsen stehen bis weit in das Meer hinein an der Wasseroberfläche an. Kein (Not)landen wäre hier möglich. Einen Teil der Strecke ziehen ca. 15 Kraniche immer wieder ihre Kreise und landen erneut, weil sie sich wohl unsicher sind, ob wir ihnen wohlgesonnen sind. Nach mehreren Malen ziehen sie dann ostwärts davon.

Ein anderes Mal wird die ausgesuchte Bucht von einem riesigen aus Treibholz gestalteten Hirschen bewacht. Ich fotografiere ihn in der Frühe. Da geht die Sonne auf und es entsteht ein besonderes Foto. Wochen später entdecke ich in einem keltischen Buch, dass es in Europa weitverbreitet, in zurück liegender Zeit(?), eine mythische Gestalt „Mittagshirsch“ gegeben hat. Er wurde mit einer Sonnenscheibe im Geweih abgebildet.

Unterwegs zur letzten Übernachtungs-Bucht, wandern drei von uns und Pepe in der Pause ca. 5 Kilometer bergauf, um in einem Dorfladen noch einmal einzukaufen und die Flaschen am Dorfbrunnen zu füllen.

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Kaum in Kruscina angekommen, findet einer der Hunde einen toten Hammel. Stefan und Heinz machen sich begeistert an Vorbereitungen, den Kopf zu trennen und auszukochen, um ihn als Erinnerung mitzunehmen. Heinz findet gleich einen rostigen Metalleimer, ich entdecke ein Bettgitter als idealen Feuerrost. Alle sind für diese Sonderaktion interessiert und aktiv.

Heinz schürte das Feuer. Plötzlich ein Aufschrei. Ein Hammel läuft, wie ein Geist so leise an uns vorbei. Um zu vergewissern, dass es ein lebender Hammel ist, schlich ich mit der Kamera hinterher und bannte ihn auf den Chip. Der Kopf des toten Hammels wurde längere Zeit im siedenden Wasser ausgekocht, bis Stefan befand, dass die richtige Konsistenz erreicht sei. Dieser eindrucksvolle Schädel begleitete uns die letzte Paddel- Strecke, angebunden auf einer Iaku.

Es gab noch einmal eine der zahlreichen, wunderbaren Sternennächte unter freiem Himmel. Morgens bitten wir eine Frau von uns gemeinsam Fotos zu machen. Endlich mal zu sehen, wie wir gemeinsam die Paddel schwingen. Pepe, der auf seinem Stammplatz, einer der Vorratskisten sitzt. Ivo, leider nicht sichtbar, wie immer zwischen Stefans Beinen sitzend.

In den Tagen vorher durften wir ein paar Mal erfahren, wie unerfreulich anstrengend es ist, wenn nicht alle sich in einem gemeinsamen Rhythmus einfinden. Nun aber in sehr guten gemeinsamen Rhythmus, mit einer Pause und bei Windstille, schaffen wir die 25 Kilometer bis Beli mit Leichtigkeit. Abends genießen wir den Abschluss unserer Paddel- Reise mit einem fantastischen Fischessen im Dorf- Restaurant.

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Am Samstag 10.09. wird ‘Tane Motu‘ wieder auseinander genommen, das Gepäck auseinander sortiert und verstaut. Zurück auf dem Festland, fahren drei gen Dresden und drei gen Chiemgau nachhause.

Am Chiemsee angekommen, wird „Tane Motu“ gleich wieder zusammengebaut und zu Wasser gelassen. Mit einer vergnüglichen Paddelrunde reinigen wir alles rundum vom Salzwasser und schliessen so den Kreis unserer Reise.

Erzählende und Fotos: Sigrid Mayer

Tracklog – geplante Etappen um Cres

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Chiemsee Outrigger in den Schluchten des Balkan

Montenegro, das sind nicht nur Adriaküste und Skutari See, sonder in erster Linie eben diese schwarzen Berge mit den tiefen Schluchten dazwischen.

Da wäre schon mal die 80 Kilometer lange Schlucht der Tara zu nennen, die mit einer Tiefe von 1600 Metern nur 200 Meter niedriger als der Grand Canon ist und neben Kajaks und Rafts auch immer noch mit Holzflößen befahren wird.

Wir haben es für den Anfang mal mit der Schlucht der Piva versucht, die wurde mit einer 220 Meter hohen Talsperre aufgestaut und bietet 40 Kilometer einsames Fjordfeeling.

Ausgangspunkt mehrtägiger Befahrungen ist der Ort Pluzine, etwa in der Mitte des Sees an der Strasse E 762 und 57 Kilometer nördlich von Niksic gelegen. Der Ort bietet alle Versorgungsmöglichkeiten, sowie Hotels, Bungalows und einen abenteuerlichen Campingplatz, der wegen seiner Lage am Steilufer jedoch nicht für Touristen mit eigenem Booten geeignet ist.

Ein gute Einsatzstelle findet man an der viel zu groß gebauten Anlagestelle einer nicht vorhandenen Linienschifffahrt, dort gibt es die Möglichkeit sein Fahrzeug gut beobachtet zurück zu lassen und auch kostenfrei zu Campen. (Koordinaten 43.1535796 18.8369102) Die flache Wiese zum Wasser macht Bootsbeladung und Start einfach. Solche Plätze sucht man für Übernachtungen im Canon dann vergeblich, aber es gibt natürlich einige sehr abenteuerliche Plätze für ein Camp in der Wildnis.

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Die Fahrt entlang senkrechter Felswände über 188 Meter tiefem Seegrund ist beeindruckend und bietet immer neue Perspektiven und schöne Spiegelungen im klaren Wasser, aber wir haben auch Fallböen erlebt, die einem die Mütze vom Kopf reissen wollen und das 10 Meter lange Outrigger Canoe in Sekunden quer stellen können. Bei der Mittagsrast fängt Pepe dann seine dritte Schlange auf dieser Reise.

Ich werde die von uns entdeckten Rast- und Übernachtungsmöglichkeiten im Tracklog entsprechend markieren. Der ultimative Platz liegt jedoch Richtung Süden beim Zufluss der Komarnica. Nach einer kleinen Strassenbrücke verengen sich die Felswände und der ehemalige Fluss hat an der linken Seite in Fahrtrichtung einen engen Mäander um eine steile Felskanzel ausgebildet. Man erkennt von der Felskanzel zum Berg einen flachen bewaldeten Rücken. Genau da oben ist er, nur der Anstieg mit Proviant und Zelt ist etwas mühsam, wir haben die zweite Möglichkeit mit weniger Treibholz um die Kanzel herum gewählt. (Koordinaten 43.0535673 18.8821841)

Man glaubt es von unten betrachtet nicht, aber es ist locker Platz für mehrere Zelte und eine gemütliche Sitzrunde dort oben. In der Nacht hört man das Röhren der Hirsche aus den Bergwäldern durch den Canon hallen und im Morgengrauen stand er dann da, direkt vor unseren Zelten und schlug mit seinem Geweih verärgert an die Baumstämme. Aber nach dem Frühstück hatte er sein Reich wieder ganz für sich.

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In Nördlicher Richtung zur Staumauer gibt es beim Weiler Mratinje eine Anlande- und Lagermöglichkeit, aber auch schon fünf Kilometer von Pluzine liegt eine bewohnbare Höhle am Ufer. Für die Nacht mag sie gehen, am Tag ist dort mit den kleinen Ausflugsbooten aus Pluzine zu rechnen. Nähere Informationen zu allen Attraktionen und Möglichkeiten der Region bekommt man im Restaurant Zvono in Pluzine, also dort sollte in jedem Fall ein Besuch eingeplant werden. Es ist die lokale Institution für alle Outdooraktivitäten und auch gut für Wetterprognosen zu eigenen Touren auf dem See.

Beste Grüße dann, von den Chiemsee Outriggern an den Wirt.

Offshore im V4 Outrigger Canoe

200 km Gepäckfahrt im 4er Va’a um die Insel Cres in Kroatien.

Gleich am ersten Tag befüllen Brecher das offene Kanu und die Trimmlage muss am Rigg nachjustiert werden.

Natürlich kam dann auch noch die Bora dazu, nachts in einer Minibucht ohne Wasser und Versorgungsmöglichkeit versteht sich.

Gestartet sind wir in Beli im Nordosten von Cres. In der Vor- und Nachsaison ist Beli ein verschlafenes Nest, dass sich der Pflege des Gänsegeiers verschrieben hat. Im August jedoch hätten wir auf dem Autocamp am Strand beinahe keinen Stellplatz für unsere Fahrzeuge bekommen, so überfüllt war der Platz im alten Olivenhain.

Geplant war die Fahrt für zwei V4 also mit acht Personen und es lagen dafür auch glaubhaft feste Zusagen vor. Doch Lastminute mal anders herum, sprang dann eine komplette Crew ab und machte den verbliebenen Va’a zum Trüffelschwein. So geht das wohl bei Reisezusagen ohne entsprechende Vorkasse, aber Andrea und Heinz aus Dresden sowie Sigrid und ich bleiben wild entschlossen.

Zum Beladen des Bootes am steilen Rollkieselstrand müssen wir es vertäuen und dann wie beim Stapellauf ins Meer rauschen, aber nichts wie weg hier auch wenn die See heute etwas rau ist. Wir wollen die Insel gegen den Uhrzeiger umrunden doch kaum haben wir das erste Kap umfahren brausen die Schaumkronen aus Richtung Rieka auf uns zu, schlagen immer häufiger ins Kanu und lassen den Ama mehrmals bedenklich nach oben schnellen. Die Trimmlage des Va’a ist nicht optimal, das Boot hängt mit vier Personen, zwei Hunden, dem Gepäck und Trinkwasser viel zu sehr nach rechts.

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Die geplante Tagesetappe schaffen wir so nicht, nehmen die nächste geeignete Bucht zum Umbau des Riggs und für unsere erste Nacht. Man liegt in Schlafsäcken einfach am Strand und wie sich im Verlauf zeigte, hätten wir uns die drei Zelte auch sparen können. Ein Tarp reicht für die seltenen Regentage im Sommer völlig aus. Manche Kiesbänke sind auch grottenartig überdacht.

Der Umbau mit Trimmkeilen unter den linken IAKO Auflageflächen am Rumpf und drei kg Ballast am Ama bewähren sich für den Rest der Reise bestens, kein Hochschlagen des Auslegers mehr und drei Tage später laufen wir im Hafen der Stadt Cres ein. Es wird frischer Proviant gefasst und im Restaurant der ACI Marina ein vorzügliches Menü eingenommen.

Es bleibt symptomatisch, dass der Wind nach dem Start gegen 09:00 Uhr immer etwas auffrischt und von vorne kommt. Ich kann mich nur an zwei Tage mit Rückenwind erinnern und da war die Strandbeschaffenheit leider so, dass wir unsere Lenkmatte als Vorwindsegel nirgends starten konnten. Aber es paddelt sich auch mit Rückenwind alleine schon sehr entspannt.

Die Landetechnik in unseren Mittagspausen- und Schlafbuchten hat sich inzwischen perfekt eingespielt. Die ersten Strandfälle hatten wir noch das voll beladene Kanu über den Rollkies an Land geschoben, was aber dem Bootsboden nicht sehr zuträglich war. Daher bestand ich auf volle Entladung und freiem an Land tragen. Unsere Damen halten das Kanu in Strandnähe an Bug und Heck im Wellengeschaukel, Heinz und ich legen die Ladung wie eine Jagdstrecke am Strand ab. Manchmal passt es auch das Boot für Mittagspausen zwischen den Felsen zu vertäuen.

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Am fünften Tag erreichen wir die Brücke zwischen Cres und Losinj bei Osor. Die Mole ist beidseitig gut bevölkert als wir in den Kanal einfahren und überraschend auf starke Gegenströmung treffen. Heinz ist am Steuer und ich auf Platz eins, aber es gelingt uns nicht das Boot in Kanalmitte zu halten. Der Strom drückt uns mit dem Ama an die Mole und schrammt nach hinten weg. Zum Glück steht dort das Iakoholz etwas über. Im Zeiten Anlauf gelingt die Passage mit hoch konzentriertem Steuern und Paddeln perfekt, welch ein Schreck in der Abendstunde. Wir lagern auf der Ostseite von Osor und gönnen uns ein Abendessen in der Konoba des Ortes. Meine Muscheln waren super, aber die Anderen waren mit ihren Speisen nicht zufrieden.

Eigentlich wollte ich die Tour nur mit wilden Strandcamps absolvieren, denn bei dem täglichen Aufenthalt im Wasser konnte man ja sauberer kaum sein, aber unsere Damen verlangten nach Süßwasserduschen. Darum legten wir eine Nacht auf dem Camping Bogana ein, was uns natürlich auch ein ausgezeichnetes Konobaessen und einige kühle Biere ermöglichte.

Am sechsten Tag streckte meine wasserdichte Discounteruhr die Zeiger und ohne den Zeitmesser merkt man erst wie er dann fehlt und wie wichtig er gerade bei nautischen Unternehmungen sein kann. Unsere Not war aber nicht sehr groß, denn am Handgelenk von Heinz blitzt eine nagelneue Traser H3, die man dank dieser genialen Superbeleuchtung auch nachts und ohne Brille ablesen kann. Tja, wer hat’s erfunden? Genau, und an meinem Arm tickt inzwischen auch eine, das Model Navigator… denn billig kauft eben zweimal.

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Denkt man an die Fauna kroatischer Inseln, fallen einem natürlich diese verwildert lebenden Schafe ein die wegen ihrem ständigen knabbern an Salbei und Thymian schon von Natur aus gewürzt sind. Auf Cres haben wir dann noch eine wachsende Population von Gänsegeiern, aber es wurden dummerweise auch mal Wildschweine ausgesetzt. Diese fressen jetzt die Schafkadaver und die Geier müssen zugefüttert werden. Ganz verrückt ist aber, wenn man an den einsamen schroffen Riffgebieten im Südosten entlang paddelt und es stehen dann plötzlich Hirsche am Strand. Der oben im Bild ist natürlich ein Kunstwerk aus Treibholz an das sich Sigrid mit der Kamera heran gepirscht hat, aber der Künstler wurde von dem lebenden Wild dort inspiriert.

Zur neunten Nacht hatten wir Uvala Lukovac, eine kleine Bucht im Südosten angelaufen. Die See ist glatt und wir lassen das Kanu an den Leinen zwischen den Felsen im Wasser. Nachts weckt mich verdächtiges Rauschen vom Strand, Uhrzeit weiß ist ja leider nicht aber ich wecke Heinz und wir tragen das Boot an den Strand und schlafen weiter. Es dauert nicht lange da kommt Heinz, die Wellen schlagen jetzt bis zum Boot, wir rücken weiter zurück. Der Sturm nimmt minütlich zu und wir drehen das Kanu in die Windrichtung und verlegen unsere Lager ins Hinterland. Die Bora faucht um jede Ecke, es ist kein Windschutz zu finden. In der Morgendämmerung fange ich an eine Steinmauer als Windschutz zu errichten und von dort die Naturgewalten zu beobachten. Obschon der Sturm am Nachmittag abklingt legen wir einen Ruhetag ein und fahren erst am nächsten Tag weiter.

Zwei Tagesetappen noch und in Beli schließt sich der Kreis um Cres. Das Autocamp ist inzwischen übersichtlicher geworden und das Restaurant oben im Ort bereitet eine Fischplatte für vier Personen zu die unserer ersten Outrigger Expedition am Meer zur Ehre gereicht.

Böhmische Knödel und Dörfer

Zwei Jahre fiel nun schon mein traditionelles Pfingstpaddeln auf der Moldau der Vogalonga Teilnahme in Venedig zum Opfer. Höchste Zeit also, denn T@B mal wieder nach Böhmen zu ziehen.

Ich denke, fünf Stunden zwischen 1650 Booten paddeln ist schon beeindruckend, reicht dann aber auch. Bei unserer Moldaufahrt am 07. Juli begegneten wir in fünf Stunden grade mal zwei anderen Kanus…

Dafür sahen wir aber ausgiebig einen Fischotter bei seinen eleganten Schwimmmanövern direkt neben dem Boot. Abtauchen Freunde, es ist 09:00 Uhr vorbei, die Touris kommen!

Die geneigten Fichten-Schlagbäume beeindrucken mich auch immer wieder und lassen mich jedes Mal an mein Lieblings Amt, das LA Traunstein denken. Nur gut, dass die hier nicht amtlich werden können. Die Moldau wäre ob solcher tödlichen Gefahren sofort gesperrt, für immer.

Der Bierpreis hat seit meinem letzten Besuch in Böhmen auch etwas angezogen, aber 22 CZ Kronen für 0,5 l Gambrinus vom Fass sind noch kein Euro und am Chiemsee nahm man mir kürzlich 3,30 Euro für die gleiche Menge ab.

Ein Abstecher nach Krumau ist auch immer wieder schön. So ein Bummel durch die Gassen und wenn die Beine dann pflastermüde werden, den obligaten Roquefort Toast im Na Louzi mit dunklem Bier oder wie die Insider, halb und halb vielleicht. Dann noch ein Besuch im Egon Schiele Zentrum und einen Blick auf Schwester Gerti geworfen, wie sie ob seiner frechen Pinselstriche immer noch errötet.

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In Krumau hab ich auch einst den ersten Segway bestaunt und dann, nach ausgiebigen Web-Recherchen, Jahre später meinen eigenen selbst importiert. Diesmal kam der Meine zur ehrenvollen Aufgabe im Entdeckungsland mich als Fahrzeugrückholer von Nova Pec zum Einstiegsort Soumarsky Most zu bringen. Die Fahrt mit der Böhmerwaldbahn auf gleicher Strecke ist zwar preiswert, zieht sich aber mit dem Umsteigen in Cerny Kris und Volary doch etwas hin.

Jedenfalls gab’s dadurch auf der Strasse diesmal mehr Ahoi Zurufe als auf dem Wasser.